Der LD ruft die Polizei

Im Rahmen ihrer Bestellung hatte eine Kollegin hinter den Kartons mit Müllbeuteln einen kleinen Karton von OCB gefunden. Einige Packungen Blättchen waren noch darin, aber viele waren es nicht. Sofort gingen unsere Alarmglöckchen an, denn zum einen sind Blättchen auch ein relativ beliebter Klauartikel, zum anderen ist es schon merkwürdig, dass der Karton im Regal mit den Haushaltsfolien liegt.

Der Blick in die Videoaufzeichnung ergab hinsichtlich der Speicherdauer gerade noch, dass ein Mann, den wir nicht als "Stammkunden" bezeichnen würden, der uns aber irgendwie vom Sehen bekannt vorkam, den neuen und vollen Karton (50 x 1,50 € – das ist schon ordentlicher Warenwert) zwei Tage zuvor heimlich von der Kasse mitgenommen hatte, während mein Kassierer mit einer anderen Kundin beschäftigt war. Im Gang mit den Müllbeuteln stopfte sich der Mann den größten Teil des Inhalts des kleinen Kartons in seine Jacke und entledigte sich des auffälligen Kartons, indem er ihn im Regal mit den Müllbeuteln verbarg. Dann ging er zunächst unerkannt aus dem Laden.

Vorsichtshalber sicherte ich die Videoaufnahme und noch während der USB-Stick im Rekorder steckte, kam besagte Kollegin mit nachdenklichem Gesicht zu mir ins Büro: "Guckst du mal bitte? Ist das unser Blättchendieb, der da vor den Brötchen gerade steht?"

Ja, er war es und so zogen wir ihn kurzerhand mit ins Lager. Da stritt er erstmal alles ab: "Ich wollte hier nur Brötchen kaufen, ich habe nichts geklaut."

"Nein, nicht heute", erwiderte ich, "sondern am Montag schon!"

"Das können Sie überhaupt nicht beweisen", erklärte er siegessicher.

Da er kein Ausweisdokument und nur eine Krankenkassenkarte dabei hatte, rief ich die Polizei hinzu. Während ich im Büro war und telefonierte, nahm der Mann sein eigenes Handy aus der Tasche und wählte ebenfalls den Notruf der Polizei. Dort erklärte er, dass er hier von uns ungerechtfertigt festgehalten würde und er einen dringenden Termin hätte und mich nun wegen dieser Freiheitsberaubung anzeigen möchte.

Während wir auf die Beamten warteten, erklärte er mir noch ein paar Dinge. Ob das nur ein Versuch war, mich einzuschüchtern und auf diese Weise von uns ohne den Polizeieinsatz wieder entlassen zu werden, oder ob der Typ wirklich so doof war, kann ich bis heute nicht sagen. Auf jeden Fall widerholte er ausdrücklich, dass wir ihn nicht festhalten dürften, denn er hätte ja schließlich nichts getan und dass er mich deswegen wegen der Freiheitsberaubung anzeigen wird. "Das gibt richtig Ärger, das mag die Polizei gar nicht", klärte er mich auf. Außerdem werde ich wohl den Polizeieinsatz selber bezahlen dürfen, denn die Papiere, die er mir gegeben hatte, reichen wohl um seine Identität festzustellen und dafür hätte es keine Polizei gebraucht.

Das sah die Polizei dann aber alles komplett anders. Die Videoaufzeichnungen waren in einer super Qualität und zeigten eindeutig, wie er sich die Blättchen mit vollen Händen in die Jacke stopfte. Und sie erklärten ihm auch, dass eine Versichertenkarte und ein monatealter Anmeldebogen eines Wohnheimes keine offiziellen Ausweisdokumente sind. Also von uns aus war alles korrekt und ich habe auch keine Konsequenzen zu befürchten. Wie das bei ihm aussieht, weiß ich dagegen nicht, er war nämlich gerade erst aus dem Knast entlassen worden. Läuft bei ihm.

Eigentlich war das Thema damit erledigt, aber da war ja noch eine zweite Anzeige von mir. Die wegen des begangenen Hausfriedensbruchs. Der Mann hatte hier nämlich Ende 2023 bereits geklaut und daher von uns ein Hausverbot bekommen und so hatte ich auch noch dafür einen Anzeige vorbereitet. "Das eine Jahr ist längst um!", protestierte der Dieb.

"Bei uns gibt es für Ladendiebe Hausverbot lebenslang", erklärte ich ruhig.

"Wo steht das? Habe ich das schriftlich bekommen?", spielte er wieder den Schlaumeier.

"Das steht nirgends, das machen wir ausnahmslos immer so. Und das brauche ich Ihnen auch nicht schriftlich zu geben, es reich nämlich, wenn ich Ihnen das sage. Wenn Sie das vergessen haben, ist das Ihr Problem, nicht meines."

Der Polizist, der die ganze Zeit neben uns stand und sich den Dialog angehört hatte, nickte bekräftigend und bestätigte meine Aussage: "Ja, da hat er Recht."

Immer wieder muss man sich mit sowas herumschlagen … Einfacher wäre es, wenn die Leute, wenn man sie schon überführt, wenigstens kooperativ wären und nicht auch noch eine große Klappe hätten.

Das ehrliche Leben

Ein Mann, der hier im Laufe der Zeit Ware in nicht unerheblichen Werten (mindestens ein mittlerer dreistelliger Betrag) geklaut und ohnehin seit Jahren schon Hausverbot hat, stand mit ein paar Gleichgesinnten vorm Laden. Ein Kollege hatte ihn durch die Scheiben erkannt und war nach vorne geeilt, um ihn daran zu erinnern, unseren Laden ja nicht zu betreten und sich im Idealfall auch gleich hier aus dem Umfeld zu entfernen. Wir können ihm zwar nicht verbieten, hier auf dem öffentlichen Gehweg herumzulungern, aber manchmal helfen solche Ansagen ja.

Der Typ fing an zu schwadronieren und erwähnte in dem Zusammenhang auch, dass er mal ein ehrliches Leben hatte. Das hat sicherlich jeder Mensch, zumindest in den ersten drei Jahren. Was dann aus einem wird, entscheidet das Umfeld. Die Aussage muss also nicht pauschal falsch sein.

Ein Mann ohne Beine, der immer bei uns vor dem Laden in seinem Rollstuhl sitzt und überwiegend still um Geld bettelt, hatte den Dialog mitbekommen und wäre vor Lachen fast aus seinem Rolli gekippt. "Ehrliches Leben, hahaha!", lachte er laut los.

Mayo und Bananen

Hinter einem der Regale in der Getränkeabteilung fiel mir beim zufälligen Blick auf den Bildschirm der Videoanlage eine komische Bewegung auf. Jemand hat sich einen Rucksack aufgesetzt und ist dann als wäre nichts gewesen wieder in den mehr frequentierten Bereich des Ladens gegangen.

"Warte mal eben", entschuldigte ich mich bei der Kollegin, die eigentlich darauf wartete, dass ich ihre Kassenabrechnung eingebe. Im Videorekorder einloggen, ein paar Augenblicke zurückspulen – ja, da scheint der in der Perspektive wirklich nur den Rucksack aufgesetzt zu haben. Aber ist vorher was passiert? Wieder eine halbe Minute zurück, andere Kamera auswählen. Mist, der hat was eingesteckt.

Aufspringen, nach vorne sprinten. Schrecksekunde, in der Aufzeichnung nachsehen und der Weg nach vorne dauerten insgesamt knapp 40 Sekunden. Die Zeit war ausreichend für den Mann, den Laden zu verlassen und irgendwo zwischen den Passanten und/oder in einer der Seitenstraßen zu verschwinden. Verflixt. Aber manchmal geht es einfach nicht schneller.

Eingepackt hatte er sich letztendlich eine Flasche Mayonnaise unserer Eigenmarke und ein paar Bananen. Da bekommt man ja schon fast Mitleid mit dem Dieb. Gutheißen will ich den Diebstahl zwar dennoch nicht, aber sowas ertrage ich deutlich besser, als wenn die "Profis" sich die Taschen mit Ware im Wert von teilweise dreistelligen Beträgen füllen, weil sie kartonweise Käse, Schokolade, Butter oder was auch immer einpacken …

Klauen, keine Papiere – aber Haftgründe

Ein Mann hatte vier Packungen Ferrero Rocher in seiner Trainingshose deponiert und wollte den Laden verlassen, ohne diese zu bezahlen.

Da diese Pralinen auch von uns mit Warensicherungsetiketten beklebt werden, löste die Ware an der Kasse den Alarm aus und in der Folge kam er mit seiner Beute nicht weit. Da er sich nicht ausweisen konnte, riefen wir die Polizei an.

Der Mann war friedlich und eigentlich auch kooperativ. Hätte er seinen Ausweis dabei gehabt, wären wir sicherlich auch ohne die Uniformierten zurechtgekommen. Dass wir die Polizei rufen mussten, war dann doppeltes Pech für den Dieb: Nicht nur, dass durch den Polizeieinsatz alles hier länger dauerte und für ihn komplizierter wurde – es stellte sich vor allem während seiner Überprüfung im INPOL heraus, dass wohl Haftgründe gegen ihn vorliegen.

Wie die Sache nun ausgegangen war, weiß ich nicht und geht mich ja auch nichts an, aber auf jeden Fall durfte der Mann auf der Rückbank im Streifenwagen mitfahren, damit die Sache auf der Wache genauer überprüft werden konnte.

Lachs in die Jacke

Als der mit einer Warensicherung versehene Räucherlachs hinter der Kasse den Alarm der Warensicherungsanlage auslöste, tat der Mann so, als hätte er noch etwas vergessen, flitzte schnell in den Laden und entledigte sich der Packung wieder. Dumm nur, dass das nicht nur von zwei Kollegen unmittelbar beobachtet wurde, es war auch hinterher eindeutig in der Videoaufzeichnung zu erkennen, wie er den Fisch wieder aus seiner Jacke zog.

Auch eindeutig zu erkennen war, wie er ihn zuvor eingesteckt hatte. Perfekt in Pose genau vor der Kamera stehend hatte er die Packung in seiner Jacke verschwinden lassen. Unter lautstarkem Protest ließ er die folgende Prozedur zur Personalienfeststellung für die Anzeige über sich ergehen. Lautstark deshalb, weil er uns mehrfach versicherte, mehrere hundert Euro dabei zu haben, deshalb sicherlich nicht klauen zu müssen und die Packung nur in Gedanken in die Tasche gesteckt hatte.

"Nur in Gedanken" … Absolut zweifelsfrei! :-P


Eingesteckte Bierdosen

Ein Mann hat sich mehrere Dosen Bier in seine Umhängetasche gesteckt und hat sich dabei auch nicht von den beiden Kundinnen stören lassen, die mitten während seiner Tat an ihm vorbeigelaufen waren.

Im Vergleich zu anderen Diebstählen nur ein eher kleinerer Schaden, aber dennoch ärgerlich und letztendlich ein weiteres Puzzlestück zu einem großen, schmerzhaften Ganzen.


iTunes-Karten-Kauf mit geklauter Karte

Ein Kommissariat aus Schleswig-Holstein hat mich über unsere Großhandlung via E-Mail kontaktiert. Es wurden vor ein paar Wochen mit einer gestohlenen Kreditkarte mehrere iTunes-Guthabenkarten bei uns gekauft und jeweils dazu die Cashback-Funktion genutzt, so dass der (dem Karteninhaber) entstandene Schaden gut 600 Euro beträgt. Das ist schon schmerzhaft.

Die Frage lautetet, ob ich detaillierte Kassendaten und im Idealfall auch Videobilder vom Täter oder der Täterin liefern könnte. Bei letzteren musste ich passen. Die aufgezeichneten Videos werden nach 72 Stunden automatisch überschrieben. Hätte ich von dem Vorfall früher erfahren, hätte ich die Daten natürlich sichern können, aber so sind sie seit einem Monat schon nicht mehr existent.

Aber immerhin konnte ich die drei Kassenbelege nachdrucken. Dadurch ist der Täter zwar auch nicht unmittelbar bekannt, aber vielleicht gibt es eine kleine Chance: Ich weiß nicht, ob bei einer iTunes-Aufladung die Seriennummer der für die Aufladung verwendeten Karte gespeichert wird – aber wenn ja, sollte man dem Bösewicht zumindest näher kommen können, denn diese Seriennummern werden hier protokolliert und stehen auf den Kassenbons und daher auch auf dem Auszug, den ich der Polizei übermittelt habe.

Versuchter Wechselgeldbetrug

Nachdem der Mann sein Tütchen Gummibären bezahlt hatte, bat er noch darum, 200 Euro von 10-Euro-Noten in 50er gewechselt zu bekommen. Wenig überraschend war, dass es zunächst nur 19 Scheine waren und nach einem erstaunten "Kann doch gar nicht, oh, da ist er ja..." vermutlich nur noch die Hälfte des Geldes den Weg zurück zu meinem Mitarbeiter gefunden hat.
Zum erneuten Nachzählen kam er erst gar nicht mehr. Als er zum Zählen ansetzte, forderte der Mann die Scheine zurück und verließ eilig den Laden

Bei uns gilt nun seit ein paar Tagen ein generelles Verbot, an der Kasse Geld zu wechseln. Wir sind keine Bank und darüber wird sich niemand beschweren.


Zwei Typen und ein Karton voll Butter

Zwei uns nicht bekannte Männer betraten den Laden, gingen direkt zu den Molkereiprodukten und ließen innerhalb weniger Augenblicke einen kompletten Karton Butter (mitsamt der Pappe, also nicht nur den Inhalt) in ihrem Rucksack verschwinden. Während einer noch einen kleinen Alibi-Einkauf tätigte, verschwand der mit dem Rucksack bereits auf Nimmerwiedersehen …

Der ewige Kampf ums Überleben bei uns. Wir können aber nun auch nicht jeden Artikel aus dem Sortiment verbannen und auch nicht jeden Artikel sichern. Ein Sicherungsetikett kostet zwar "nur" ein paar Cent, aber wir verwenden davon buchstäblich tausende – und da läppert es sich schon zu einer stattlichen Summe zusammen.


Kohlrabiblätterpärchen

Es war Samstagabend, kurz vor Feierabend: Ein jüngeres Paar betrat den Laden und war der Meinung, dass man ein Grundrecht darauf hätte, einfach in einen Supermarkt zu laufen und da nach Belieben die Kohlrabiblätter abrupfen zu dürfen. So einen ähnlichen Fall hatten wir vor ein paar Monaten ja schon einmal.

Normal denkende und vor allem normal respektvolle Menschen würden ja, wenn ihnen die Marktleitung des jeweiligen Geschäfts mitteilt, dass sie keine weiteren Blätter von den Kohlrabis abreißen sollen, damit aufhören.

Nicht so dieses Paar. Die Frau machte zunächst unbeirrt weiter. Als mein Mitarbeiter sie schließlich mit einer ganz klaren Ansage davon abhielt, ging ihr Begleiter dazu über, mit der Abrupferei weiterzumachen.

Obwohl das Pärchen an meinen mit Abstand lammfrommesten, diplomatischsten und deeskalierendsten Mitarbeiter geraten war, endete die Auseinandersetzung mit wüsten Beschimpfungen gegen meinen Kollegen persönlich und einer Bombendrohung gegen den kompletten Laden.

Sie hätten natürlich sagen können, dass es ihnen leidtut und sie nicht wussten, dass man die augenscheinlich wertlosen Blätter nicht einfach abreißen darf, ungefragt schon gar nicht und noch weniger, nachdem es sogar schon verboten wurde – stattdessen haben sie aufgrund ihres völligen Fehlverhaltens nun Hausverbot bei uns. Deppen.

Haltlose Anschuldigungen

Wenn Ladendiebe einen immer und immer und immer wieder bestehlen und über hundert offene Fälle haben und dennoch weitermachen, hat ja immer wieder das Gefühl, dass die Justiz hier in Bremen lahmarschig ist und nichts macht.

Aber das stimmt nicht. In der gegen mich gestellten Anzeige wegen der Körperverletzung kam der Anhörungsbogen bereits nach zwei Wochen in den Briefkasten geflattert: "Sie werden beschuldigt, einen Passaten geschubst und bedroht zu haben …"

Es war kein Passant, sondern ein Ladendieb, aber das nur am Rande. Meine Antwort fiel übrigens relativ knapp aus: "Die mir zur Last gelegte Straftat gebe ich nicht zu. Wie im Ihnen vorliegenden Video das Vorfalls zu sehen, sind die Anschuldigungen völlig haltlos."

Unsere Videoüberwachung hier im Markt ist zum Glück relativ lückenlos und man sieht sehr deutlich, wie Ines und ich den Typen angesprochen hatten. Ich zupfte den Täter am Ärmel seiner Jacke und er folgte uns relativ diskussionsfrei ins Lager, wo er bis zum Eintreffen der Polizei von uns ebenfalls nicht berührt wurde. Von "Körperverletzung" und "Nötigung" sind wir da ganz weit weg.

Fixer Käseklau

Ein Mann betrat den Laden, ging direkt zum Kühlregal, beugte sich runter zu den Käsestücken, warf einige Stücke Gouda durch den Kragen in seine Jacke – und verschwand genauso schnell wieder, wie er gekommen war.

"Da ist eben so ein komischer Typ rausgegangen, willst da mal gucken?", rief mich meine Mitarbeiterin von der Kasse an. Ja, komisch war er, das kann ich bestätigen. :-(


Schorf

Nach einer sehr kleinen Rangelei mit einem Ladendieb, der dabei nicht einmal zu Boden ging, wollte dieser den Spieß umdrehen und uns wegen Körperverletzung anzeigen.

"Die haben mich zu Boden geschubst, mein Bein ist ganz aufgeratscht", sagte er den anwesenden Polizisten, während er sein rechts Hosenbein hochzog und Schienbein und Knie entblößte. "Ich möchte Anzeige wegen Körperverletzung erstatten!"

Einer der Polizisten guckte genauer hin, stutzte einen Augenblick und sagte: "Da ist ja schon Schorf drauf, das ist doch nicht von eben gerade."

Ihr kennt die berühmten Sätze mit dem X. Das war einer davon.