Vier Monate bis zur Rechnung

Ende November 2024 hatten wir die letzte Routinekontrolle (Ohne einen Platz im Gruselkabinett) von der Lebensmittelüberwachung. Ein paar Sachen hatte der Prüfer beanstandet, aber die hatten wir in wenigen Tagen abgearbeitet, Fotobeweis per E-Mail geschickt, Thema erledigt.

Was ich überhaupt nicht mehr auf dem Schirm hatte, war die Neuerung, dass diese Kontrollen (auch die Routinen, nicht nur die Nachkontrollen) nun auch von den Delinquenten kontrollierten Unternehmen selber bezahlt werden müssen. Mit knapp 180 Euro ist man für den kurzen Besuch dabei.

Es ist aber auch nicht schwer, das nicht mehr auf dem Schirm zu haben, wenn man die Rechnung erst knapp vier Monate später bekommt. Kennt man ja gar nicht, dass sich eine Behörde bei einer Forderung so viel Zeit lässt. :-P

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Kommentare

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TOMRA am :

Deutschland sucht die Milliarden und Onkel Merz braucht dich! :-P

Raoul am :

Vermutlich wegen der vielen Links kam der letzte Kommentar nicht durch. Daher noch einmal ohne Links (gut, wenn man die Copy-Taste sicherheitshalber nutzt).

So ein Gruselkabinett ist immer sehr interessant zu lesen:

QUOTE:
Im Nebenraum des Produktionsbereiches fehlte der gesamte Deckenbereich, so dass
das Balkengerüst des Dachstuhls sichtbar war.


Während sich Moe Szyslak noch über seinen fehlenden Fußboden beschwert, macht man im Orient Backhaus am Huchtinger Bahnhof aus der Not eine Tugend und wirbt direkt mit „Die etwas andere Bäckerei.“

QUOTE:
Die gesamte Balkenlage wies
großflächige Schimmelablagerungen auf. Die Wandbereiche und Fensterbereiche in
diesem Raum wiesen ebenfalls großflächige Schimmelablagerungen auf. Beim
Betreten des Nebenraumes wurde ein massiver Schimmelgeruch wahrgenommen.
Weitere großflächigen Schimmelablagerungen wurden im Wandbereich an den Fugen
im Produktionsbereich sowie im Kommissionsraum und im Lager vorgefunden.
Die Fensterrahmen und Fensterleibungen in allen Räumen wiesen ebenfalls
großflächige Schimmelablagerungen auf.
Des Weiteren war der Deckenbereich im Lager großflächig mit dunklen
Schimmelablagerungen verschmutzt.
Der Arbeitstisch wies an der Holzoberfläche großflächige schwarze
Schimmelablagerungen auf.


Ach, das ist bestimmt nur Edelschimmel der Briefabrikation. Es ist eben eine etwas andere Bäckerei.

QUOTE:
Im Lebensmittellager wurde ein offener Sack mit Mehl und ein offener Sack mit geschälten
Reis gelagert vorgefunden. In diesem Bereich befand sich ein erheblicher Anteil von
Mäusekot, zudem war der Mehlsack und der Sack mit Reis deutlich sichtbar angefressen.
Die Lebensmittel in der Umgebung waren einer Nachteiligen Beeinflussung durch die
Hinterlassenschaften der Mäuse (Kot und Urin) ausgesetzt.


Gut, keine gewöhnliche, sondern eine nachteilige Beeinflussung. Und kein normaler, sondern ein erheblicher Anteil Mäusekot. Aber immerhin: auf Zuverlässigkeit und Konstanz hält man laut diesem Bericht von 2025 etwas!

QUOTE:
Diese Mängel wurden bereits seit 2018 bei diversen Kontrollen aufgenommen und
beanstandet.


Soll ja niemand sagen können, im Restaurant Meteora würde man vom Erfolgsrezept abweichen!

Aber was bitte haben die deutschen Bürokraten denn am Tiffin in der Pappelstraße 44 auszusetzen?

QUOTE:
Die im Umgang mit Lebensmitteln erforderliche Sorgfalt wurde demnach über einen erheblichen
Zeitraum außer Acht gelassen und die in diesem Bereich behandelten Lebensmittel der Gefahr
einer nachteiligen Beeinflussung durch diese Verunreinigungen ausgesetzt.


Da müsste man dann wirklich mal nachschulen. Es handelt sich hier um einen indischen Imbiss und wer indisches Streetfood kennt, der weiß, daß es kein authentisch-indisches Erlebnis ist, wenn nicht jeder mal alle Zutaten kurz durch den Raum geworfen hat.

Die italienische Pizzeria mit dem wohl ebenso kreativsten wie einprägsamstem Namen „Italia“ hingegen hatte nur das Beste ihrer Gourmands im Sinne:

QUOTE:
In der Speisekarte wurden u. a. in der Speise „Insalata Pecorara“ Schafskäse ausgelobt, obwohl
nur Käse aus Kuhmilch verwendet wurde.
In der Speisekarte wurde u. a. in den Speisen „Rucola con Gamberoni“ und „Carpaccio di
Manzo“ das Produkt „Parmesankäse“ ausgelobt. Hierfür wurde ein Hartkäse „Gran Moravia“
verwendet.
Somit wurde mit der Kennzeichnung ein minderwertiges Produkt dem Anschein einer besseren
Qualität gegeben.[quote]

Pah, „minderwertig“! Um uns vor einem Parmesan voller Sägespäne zu schützen hat man hier auf dieses Produkt zurückgegriffen! Und wer bitte hält denn eine Kuh nicht für ein etwas zu groß geratenes Schaf? Die Verfärbungen der Lebensmittel, der Gefrierbrand, die verkrusteten Pfannen oder der Schimmel über dem Tiramisu haben folgenden rotzigen Kommentar einfach nicht verdient:

[quote]Es ist zwar noch essbar, jedoch häufig nicht mehr genießbar.


Aber Undank ist ja ohnehin der Welten Lohn. Bei der Pizzeria Fattoria in Bremen hat man endlich mal kreativ in der Zubereitung werden wollen, doch wie wird‘s einem gedankt? Mit Mißbilligung!

QUOTE:
Im Kochbereich wurden mehrere Bedarfsgegenstände aus Holz oder anderen Materialien die nicht zur Behandlung von Lebensmitteln geeignet waren bereitgehalten. (u.a. rostiger Fliesenspachtel, Malerpinsel)


Und dabei geht man doch mit gutem Beispiel voran und versucht sich an betriebsübergreifender Zusammenarbeit! Denn für die Pizzeria Da Marco e Paolo findet sich der identische rostige Fliesenspachtel und der Malerpinsel wieder – und das, obwohl die beiden an zwei unterschiedlichen Orten residieren!

Bei solch spießigen Beanstandungen ist es ja wohl kaum verwunderlich, daß das Restaurant Falafel Ya Hala nach den Bemerkungen über Verunreinigungen, Schimmel, Staubverkrustungen, offene Lebensmittel, Schwarzschimmel und schleimige dunkle Ablagerungen und dem Hinweis

QUOTE:
Aufgrund der gravierenden Hygienemängel wurde mit sofortiger Wirkung das Behandeln und die
Herstellung von Lebensmitteln für die Bereiche Küche, Lager und Kühlhaus untersagt.


gedacht hat: Nein! So nicht! Denn wer gibt denen denn das Recht, ihre Aversion gegen Schwarzschimmel oder schleimige dunkle Verkrustungen für allgemeingültig zu erklären? Also nix mit schließen!

QUOTE:
Bei der angekündigten Nachkontrolle am 22.
Januar 2025 waren die Beanstandungen nicht
behoben worden, es wurde eigenständig die
Tätigkeit wiederaufgenommen. Eine erneute
Untersagung zur Behandlung von Lebensmitteln
wurde ausgesprochen und verdeutlicht, dass die
Wiederaufnahme der Tätigkeit nur durch den
LMTVet Bremen erteilt wird.


Jaha, da können die auch gerne noch zehnmal irgendwas untersagen, Ya Hala macht weiter auf! Wär doch gelacht! Von wegen #yolo, #yala!
.
Und was kann das B&G Baklava in der Heerstraße in Bremen so? Ich meine, diese Bewertung auf Restaurantguru hat doch nichts auszusagen:

QUOTE:
Ich bewerte wirklich nie.Aber bin so sauer,dass das raus muss.Das erste und das letzte Mal,dass ich diesen Laden betreten habe. Habe 1kg Baklava und Kadayif gemischt gekauft ,um mich bei jemandem zu bedanken.Dann noch zusätzlich,500g Baklava für Zuhause. Was für ein Glück,dass ich vorher Zuhause probiert habe.Die Baklava waren sowas von alt.Mindestens 1 Woche ganz bestimmt !!!! So ungenießbar,dass keiner von uns es runterschlucken wollte.Schämt ihr euch nicht sowas zu verkaufen?????????? Ich habe insgesamt 30€ bezahlt!!!! Musste alles wegschmeißen.Wenn ich in der Nähe wohnen würde,hätte ich es zurück gebracht und mein Geld zurück verlangt.Gut,dass ich ein alternativ Geschenk besorgt habe,sonst hätt ich mich wegen euch noch bis auf die Knochen blamiert. Haram olsun!!!


Ach, der hat einfach nicht die feine Besonderheit dieser himmlischen Gebäckvariante erkannt. Was sagt denn die Lebensmittelkontrolle so?

QUOTE:
Der hygienische Zustand der Betriebsstätte war so inakzeptabel, dass eine sofortige
Betriebsbeschränkung (Verbot des Inverkehrbringens/Verkaufsbeschränkung) verfügt wurde.
Zusätzlich wurde angeordnet, dass sämtliche vor der Kontrolle produzierte Backware zu
entsorgen sind.


Pff, Kretins!

Das waren übrigens der Reihe nach alle der ersten 10 Einträge. Insgesamt sind es über 30, aber wie heißt es so schön – kennste einen, kennste alle.

Ich frage mich jetzt nur noch, ob es in Bremen eigentlich nur ausländische Restaurants gibt, oder ob nur ausländische Restaurants im Bezug auf Hygienemängel auffallen. Denn ansonsten war unter den ersten 10 lediglich noch:

Der Edeka Am Waller Freihafen 1 – da finden sich Mäuse und deren Ausscheidungen vor. Aber geschenkt. Wie mir eine Penny-Mitarbeiterin vor Jahren indirekt versicherte, gehört das zum guten Ton. Auf meinen diskreten Hinweis „da ist vorhin so eine Ratte unter das Regal bei der Schokolade gehuscht“ erhielt ich ein wissendes „Ach, die schon wieder“ zurück.

Georg am :

"Ich frage mich jetzt nur noch, ob es in Bremen eigentlich nur ausländische Restaurants gibt,"

Restaurants wird es wohl einige auch unter deutscher Leitung geben,aber nur noch sehr wenige.Das meiste was bei der Lebensmittelüberwachung beanstandet wird sind diese einfachen Fresshütten und da kann ich zumindest für Gröpelingen schreiben gibt es eigentlich nur noch eine Dönerbude neben der anderen.Diese standen auf der Meldeseite fast alle schon mindestens zweimal mit erheblichen Mängeln und sie verkaufen munter weiter weil eine Schließung einem Berufsverbot gleichkäme und das geht ja nun mal gar nicht.Meine Frau,unser Kind und auch ich haben daher schon vor 10 Jahren den letzten Döner gekauft,wenn Lust darauf aufkommt wird der selbst Produziert

Raoul am :

Das ist eben der Punkt und selbst wenn man das dann mal macht, kommt so etwas bei heraus:

QUOTE:
Aufgrund der gravierenden Hygienemängel wurde mit sofortiger Wirkung das Behandeln und die
Herstellung von Lebensmitteln für die Bereiche Küche, Lager und Kühlhaus untersagt. (…)
Bei der angekündigten Nachkontrolle am 22.
Januar 2025 waren die Beanstandungen nicht
behoben worden, es wurde eigenständig die
Tätigkeit wiederaufgenommen.


Achso, die haben trotz Verbot einfach weiter Menschenleben gefährdet? Ja gut, da kann man dann halt nichts machen. Wir haben ja schließlich gesagt, daß das so nicht geht.

Georg am :

Ist in der heutigen Zeitung so auch nachzulesen:
https://www.weser-kurier.de/bremen/politik/mehr-schwere-verstoesse-bei-lebensmittelkontrollen-in-bremen-doc7znspvx2kzr5z4hzn3n

So hält man die Bevölkerungszahl auch niedrig :-P

Raoul am :

Das ist doch super!

QUOTE:
Halten sich die Betriebe nicht an Anordnungen, kann ein Zwangsgeld in drei- bis vierstelliger Höhe verhängt werden – mehrfach. „Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Lebensmittel zum Verkauf und Verzehr hergestellt und angeboten werden, obwohl dies ausdrücklich untersagt ist“, betont die Sprecherin der Verbraucherschutzbehörde, Kristin Viezens.


„Also, in Ihrem Klavgalasch war ja Rattengift gefunden worden, die 100 Euro Strafe haben Sie aber noch nicht überwiesen?“ – „Ja, 100 Euro! Woher soll ich nehmen, wenn Betrieb zu?! Sie sagen mir, woher!“ – „Aber Ihnen wurde ja auch untersagt, den Betrieb weiterhin zu öffnen, bis Sie nicht…“ – „Ja wollen Sie 100 Euro oder nicht? Muss ich Betrieb aufmachen, weil wie sonst 100 Euro? Soll ich stehlen?!“

Miss Viezens, dazu eine Nachfrage der Weser Stadtreinigung:

QUOTE:
Müssen Wiederholungstäter damit rechnen, daß der Betrieb geschlossen bleibt?

"Nein. Das würde ja einem Berufsverbot gleichkommen", betont Viezens.

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