Kann ja wohl mal vorkommen!

Ein Bewerber für einen Aushilfsjob an der Kasse hatte seinen Termin um 10 Uhr für ein Kennenlerngespräch am Tag vorher per E-Mail bestätigt. Normalerweise ist man dann, wenn man Interesse an dem Job an, zumindest punktgenau da oder idealerweise sogar noch ein paar Minuten früher.

10 Uhr war seit knapp einer halben Stunde verstrichen, da kam der junge Mann in den Laden geschlendert. Die Kollegin, die zu mir ins Büro kam und sein Erscheinen ankündigen wollte, durfte ihm mitteilen, dass sich das für ihn erledigt hat.

Schulterzuckend tat er es ab: "Kann ja wohl mal vorkommen."

Sicher kann das mal vorkommen. Aber wer es nicht einmal zu diesem Termin pünktlich schafft, wird wohl auch in Zukunft seine Kollegen aus der Frühschicht nicht immer rechtzeitig ablösen. Zumindest ist das unsere Erfahrung nach 25 Jahren mit der eigenen Firma. Dieses Verhalten ist bei einigen Leuten eine Grundhaltung. Thema erledigt.

Die Faszination am Wursten

Schon wieder kam über diese "Personalvermittlung", wie echt oder seriös diese Firma auch immer sein mag, eine Bewerbung eines jungen Mannes aus Marokko hier an.

Wie in allen anderen derart formulierten Bewerbungen aus Nordafrika hat auch dieser junge Mann (looooogisch!) ein Abitur mit Bestnoten. Einen Deutschkurs hat er hinter sich und mit dem Niveau B1 abgeschlossen. Das schaffen andere nach Jahren hier in Deutschland nicht. Sein Abitur will er mit der Fachrichtung "Wirtschaftswissenschaften und Verwaltung" abgeschlossen haben und die beiden Praktikumsbescheinigungen bestätigen ihm jeweils mehrwöchige Praktika in einer Buchhaltungsabteilung einer Baustoffhandlung und in einer Personalabteilung eines Einzelhandelsunternehmens mit zweistelligen Milliardenumsätzen.

Gut, es ist auch Moslems, die mit Schweinefleisch arbeiten. Verwursten bedeutet ja nicht, dass man es zwangsläufig essen muss. Der Text in seiner Bewerbung erinnert mich jedoch mächtig an den kleinen Ausschnitt "Holgers Wurstphilosophie" aus dem großartigen Film Dänische Delikatessen :

Sie suchen einen zuverlässigen und engagierten Auszubildenden, der in den kommenden drei Jahren Ihre Kunden mit hochwertigen Wurst- und Fleischwaren begeistern soll? Dann bin ich der Richtige für Sie. Schon immer hat mich die Kunst des Wurstens und die Zubereitung von Fleisch fasziniert […]
Abgesehen davon, dass ich einen derartigen Ausbildungsplatz nicht anbieten könnte: Auch wenn ich Mitarbeiter suche, würde ich davon die Finger lassen.

Angepasst

Eine Kollegin kam zum Dienstbeginn mit einem blutunterlaufenen Auge etwas lädiert hier in der Firma an und sinnierte: "Ich sehe aus wie ein Zombie."

Perfekt, dann fällt sie hier ja kaum auf. :-P

20 Jahre als Putzfee

Mit einer kurzen Ansprache und im Kreise der wichtigsten anwenden Kollegen haben wir unserer Putzfee Dzejljana nun die Urkunde für ihre bislang zwanzigjährige Beschäftigungsdauer hier im Unternehmen überreicht.

Es war schon irgendwie ein besonderer Moment und außer von den Kollegen gab es natürlich auch von mir die herzlichsten Glückwünsche. Auf die nächsten 20. (Nee, bestimmt nicht. Dzejljana und ich sind fast gleich alt und werden sicherlich beide in 20 Jahren nicht mehr arbeiten, davon gehe ich zumindest aus. Irgendwann ist ja auch mal gut.)


Das Jahr mit den drei MA-Jubiläen

Worauf ich wirklich stolz hier bin, ist unser stabiles und meistens friedliches Team. Klar kann man nicht mit allen BFF sein, das geht nicht und muss auch nicht, aber insgesamt schlagen sich meine Mitarbeiter hier nicht gegenseitig die Köpfe ein. Das macht sich auch darin bemerkbar, dass wohl alle oder zumindest viele gerne herkommen und teilweise, wenn sie irgendwann mal hier gearbeitet haben aus welchen Gründen auch immer aufhören mussten, später wieder nach einem Job gefragt haben.

Etwas Fluktuation hat man natürlich immer im Team. In den vergangenen 25 Jahren habe ich einige Leute kommen und gehen sehen, gerade unter den Aushilfen (Schüler / Studenten) hat man immer etwas Bewegung. Aber selbst da gibt es durchaus Beständigkeit, wie ihr gleich sehen werdet.

In diesem Jahr haben gleich drei Jubiläen zu feiern:

Eine Mitarbeiterin (Aushilfe!) ist seit inzwischen 20 Jahren hier beschäftigt, das werden wir morgen entsprechend würdigen. Nächsten Monat hat ein junger Mann seine ersten zehn Jahre bei uns voll, obwohl er nie so lange bleiben wollte – und im Oktober gibt es die längste Betriebszugehörigkeit zu feiern, da ist nämlich bei einer Mitarbeiterin das Vierteljahrhundert voll.

Dafür gibt es einen feuchten Händedruck und einen Extra-Apfel im Obstkorb.

Dafür gibt jeweils es eine gerahmte Urkunde und eine Woche zusätzlichen Urlaub als Anerkennung. Und natürlich den feuchten Händedruck, ist doch klar. :-)