Ein Mann, der hier im Laufe der Zeit Ware in nicht unerheblichen Werten (mindestens ein mittlerer dreistelliger Betrag) geklaut und ohnehin seit Jahren schon Hausverbot hat, stand mit ein paar Gleichgesinnten vorm Laden. Ein Kollege hatte ihn durch die Scheiben erkannt und war nach vorne geeilt, um ihn daran zu erinnern, unseren Laden ja nicht zu betreten und sich im Idealfall auch gleich hier aus dem Umfeld zu entfernen. Wir können ihm zwar nicht verbieten, hier auf dem öffentlichen Gehweg herumzulungern, aber manchmal helfen solche Ansagen ja.
Der Typ fing an zu schwadronieren und erwähnte in dem Zusammenhang auch, dass er mal ein ehrliches Leben hatte. Das hat sicherlich jeder Mensch, zumindest in den ersten drei Jahren. Was dann aus einem wird, entscheidet das Umfeld. Die Aussage muss also nicht pauschal falsch sein.
Ein Mann ohne Beine, der immer bei uns vor dem Laden in seinem Rollstuhl sitzt und überwiegend still um Geld bettelt, hatte den Dialog mitbekommen und wäre vor Lachen fast aus seinem Rolli gekippt. "Ehrliches Leben, hahaha!", lachte er laut los.
Hinter einem der Regale in der Getränkeabteilung fiel mir beim zufälligen Blick auf den Bildschirm der Videoanlage eine komische Bewegung auf. Jemand hat sich einen Rucksack aufgesetzt und ist dann als wäre nichts gewesen wieder in den mehr frequentierten Bereich des Ladens gegangen.
"Warte mal eben", entschuldigte ich mich bei der Kollegin, die eigentlich darauf wartete, dass ich ihre Kassenabrechnung eingebe. Im Videorekorder einloggen, ein paar Augenblicke zurückspulen – ja, da scheint der in der Perspektive wirklich nur den Rucksack aufgesetzt zu haben. Aber ist vorher was passiert? Wieder eine halbe Minute zurück, andere Kamera auswählen. Mist, der hat was eingesteckt.
Aufspringen, nach vorne sprinten. Schrecksekunde, in der Aufzeichnung nachsehen und der Weg nach vorne dauerten insgesamt knapp 40 Sekunden. Die Zeit war ausreichend für den Mann, den Laden zu verlassen und irgendwo zwischen den Passanten und/oder in einer der Seitenstraßen zu verschwinden. Verflixt. Aber manchmal geht es einfach nicht schneller.
Eingepackt hatte er sich letztendlich eine Flasche Mayonnaise unserer Eigenmarke und ein paar Bananen. Da bekommt man ja schon fast Mitleid mit dem Dieb. Gutheißen will ich den Diebstahl zwar dennoch nicht, aber sowas ertrage ich deutlich besser, als wenn die "Profis" sich die Taschen mit Ware im Wert von teilweise dreistelligen Beträgen füllen, weil sie kartonweise Käse, Schokolade, Butter oder was auch immer einpacken …
Ein Mann hatte vier Packungen Ferrero Rocher in seiner Trainingshose deponiert und wollte den Laden verlassen, ohne diese zu bezahlen.
Da diese Pralinen auch von uns mit Warensicherungsetiketten beklebt werden, löste die Ware an der Kasse den Alarm aus und in der Folge kam er mit seiner Beute nicht weit. Da er sich nicht ausweisen konnte, riefen wir die Polizei an.
Der Mann war friedlich und eigentlich auch kooperativ. Hätte er seinen Ausweis dabei gehabt, wären wir sicherlich auch ohne die Uniformierten zurechtgekommen. Dass wir die Polizei rufen mussten, war dann doppeltes Pech für den Dieb: Nicht nur, dass durch den Polizeieinsatz alles hier länger dauerte und für ihn komplizierter wurde – es stellte sich vor allem während seiner Überprüfung im INPOL heraus, dass wohl Haftgründe gegen ihn vorliegen.
Wie die Sache nun ausgegangen war, weiß ich nicht und geht mich ja auch nichts an, aber auf jeden Fall durfte der Mann auf der Rückbank im Streifenwagen mitfahren, damit die Sache auf der Wache genauer überprüft werden konnte.
Als der mit einer Warensicherung versehene Räucherlachs hinter der Kasse den Alarm der Warensicherungsanlage auslöste, tat der Mann so, als hätte er noch etwas vergessen, flitzte schnell in den Laden und entledigte sich der Packung wieder. Dumm nur, dass das nicht nur von zwei Kollegen unmittelbar beobachtet wurde, es war auch hinterher eindeutig in der Videoaufzeichnung zu erkennen, wie er den Fisch wieder aus seiner Jacke zog.
Auch eindeutig zu erkennen war, wie er ihn zuvor eingesteckt hatte. Perfekt in Pose genau vor der Kamera stehend hatte er die Packung in seiner Jacke verschwinden lassen. Unter lautstarkem Protest ließ er die folgende Prozedur zur Personalienfeststellung für die Anzeige über sich ergehen. Lautstark deshalb, weil er uns mehrfach versicherte, mehrere hundert Euro dabei zu haben, deshalb sicherlich nicht klauen zu müssen und die Packung nur in Gedanken in die Tasche gesteckt hatte.
Ein Mann hat sich mehrere Dosen Bier in seine Umhängetasche gesteckt und hat sich dabei auch nicht von den beiden Kundinnen stören lassen, die mitten während seiner Tat an ihm vorbeigelaufen waren.
Im Vergleich zu anderen Diebstählen nur ein eher kleinerer Schaden, aber dennoch ärgerlich und letztendlich ein weiteres Puzzlestück zu einem großen, schmerzhaften Ganzen.
Ein Kommissariat aus Schleswig-Holstein hat mich über unsere Großhandlung via E-Mail kontaktiert. Es wurden vor ein paar Wochen mit einer gestohlenen Kreditkarte mehrere iTunes-Guthabenkarten bei uns gekauft und jeweils dazu die Cashback-Funktion genutzt, so dass der (dem Karteninhaber) entstandene Schaden gut 600 Euro beträgt. Das ist schon schmerzhaft.
Die Frage lautetet, ob ich detaillierte Kassendaten und im Idealfall auch Videobilder vom Täter oder der Täterin liefern könnte. Bei letzteren musste ich passen. Die aufgezeichneten Videos werden nach 72 Stunden automatisch überschrieben. Hätte ich von dem Vorfall früher erfahren, hätte ich die Daten natürlich sichern können, aber so sind sie seit einem Monat schon nicht mehr existent.
Aber immerhin konnte ich die drei Kassenbelege nachdrucken. Dadurch ist der Täter zwar auch nicht unmittelbar bekannt, aber vielleicht gibt es eine kleine Chance: Ich weiß nicht, ob bei einer iTunes-Aufladung die Seriennummer der für die Aufladung verwendeten Karte gespeichert wird – aber wenn ja, sollte man dem Bösewicht zumindest näher kommen können, denn diese Seriennummern werden hier protokolliert und stehen auf den Kassenbons und daher auch auf dem Auszug, den ich der Polizei übermittelt habe.